"Palliativ" braucht Spenden
Zwei Jahren nach der Gründung wird die Palliativstation sehr gelobt. Doch sie ist weiterhin auf regelmäßige Spenden angewiesen. Von Ulla Baumer Neustadt/WN. Regina G. (Name geändert) sitzt am Fenster, die Herbstsonne erhellt das Krankenzimmer. Die schwerkranke Frau bemalt einen Kerzenständer, auf dem Fußboden liegt ein Seidentuch zum Trocknen. Nein, vorher habe sie sich nie künstlerisch betätigt, sagt Regina G., die es genießt, in der Palliativstation so liebevoll und selbstlos betreut zu werden. Regina G. ist einer von zehn unheilbar erkrankten Menschen, die in der Neustädter Einrichtung Linderung finden.
„Unsere zehn Betten sind immer belegt, wir haben Wartelisten", erzählt Dr. Susanne Kreutzer. Die leitende Ärztin ist froh über die Auslastung, denn es sollte ein Jahr dauern, bis die Palliativstation in Fachkreisen anerkannt wurde. Doch jetzt ist sicher: Die Einrichtung trägt sich, Standort bleibt das Kreiskrankenhaus Neustadt/WN. Dennoch muss sich Dr. Kreutzer ständig Gedanken machen.
Denn zwar übernehmen die Kassen den Aufenthalt, jedoch werden die Unkosten damit nicht gedeckt. Gut, dass es einen Förderverein gibt. „Und viele Patienten oder Verwandte spenden uns aus Dankbarkeit", so Dr. Susanne Kreutzer.
16 Mitarbeiter
Sollten diese Gelder wegbrechen, könnte der Mitarbeiterstab nicht so hoch wie erforderlich gehalten werden, 16 Voll- und Teilzeitkräfte sorgen für das Wohlergehen der Patienten, das ist vergleichbar mit dem Stab einer Intensivstation.
Immer freitags unterstützt Martina Wagmüller das Team. Die Kunst und Ergotherapeutin begleitete auch Regina G. bei ihrem ersten Versuch, sich künstlerisch zu outen. „Dabei kommt viel Ausdruckskraft zum Vorschein, die Patienten legen ihre innersten Gefühle dar", erklärt Wagmüller. Viele nehmen gerne am Kreativprogramm der Palliativstation teil, Kunst und Musik bereichern so den Tagesablauf in der Station.
Die damit wieder geweckte Schaffenskraft führt fast immer bei den Patienten zu Erfolgserlebnisse die medizinisch messbar sind. Dr. Susanne Kreutzer erzählt, dass bei Untersuchungen nach der Singstunde die Patienten wesentlich bessere Werte aufweisen als vorher. Unterschiedlich lange verweilen die Schwerkr nken in der Palliativstation, der Aufenthalt kann zwei Tage dauern oder sechs Wochen. Etwa die Hälfte wird nach einer Weile wieder nach Hause entlassen. Diese Rückkehr muss sorgfältig in Absprache mit den Verwandten geplant sein. Viele Patienten verbringen aber auch ihre letzten Tage in der geschützten Atmosphäre der Station um dort zu sterben, wo sie bis zum letzten Atemzug würdevoll behandelt wurden. Und die leitende Ärztin geht sehr offen mit dem Thema Tod um. Sie berichtet, dass die Verwandten das Zimmer, in dem die Verstorbenen zur letzten Ruhe abgebahrt werden, als Aussegnungszimmer ausgestaltet haben und dass vor den Zimmertüren der Verstorbenen als Kennzeichen deren Ablebens Kerzen aufgestellt werden, um die Intimsphäre auch dann noch zu schützen.
Leidgeprüft
Diese intensive Auseinandersetzung mit Leid und Tod hat das Leben der Ärztin seit ihrer Arbeit in der Palliativstation verändert. „Man wird sensibler in einer Welt, die immer kälter wird. Hier erkennt man schnell: Das Leben macht nicht aus, was man besitzt oder wie leistungsstark man ist, sondern was man denkt und fühlt", sagt Dr. Susahne Kreutzer. Für sie ist es auch deshalb das Wichtigste der Welt, die Würde des Menschen zu achten, in jeder Lebenslage.
Wer sich für die Palliativstation interessiert oder spenden möchte, kann per Telefon (09602) 77370 oder per EMail an palliativ@klinikennordoberpfalz.ag Kontakt knüpfen.
Dr. Susanne Kreutzer (r. im Bild mit Künstlerin Maria Janker, die zwei Werke für die Einrichtung gestiftet hat) betont, wie wertvoll die Palliativstation für die Region geworden ist. Fotos: Baumer
Regina G. konnte am Montag wieder nach Hause entlassen werden
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