Brustkrebs kein Todesurteil Weiden. (hcz) „Vorsorge ist das A und O“, stellte Oberbürgermeister Kurt Seggewiß am Mittwoch bei der 4. Gesundheitsveranstaltung des Fördervereins für Schwerkranke der Kliniken Nordoberpfalz fest. Der Förderverein setze mit seinem Engagement ein „Zeichen für gelebte Solidarität“, dankte Seggewiß dem Vorsitzenden Dr. Helmut Hofmeister.
Drei Spezialisten referierten über Brust- und Prostatakrebs. In der Personalcafeteria hieß Dr. Hofmeister dazu weit über 150 Interessierte willkommen.
Prof. Dr. Hans-Ulrich Lehmann führte mit Dr. Susanne Kreutzer durch das Programm. Lehmann stellte die Referenten des Klinikums vor: Dr. Albert Rossmann, Chefarzt der Frauenklinik, Prof. Dr. Theodor Klotz, Chefarzt der Klinik für Urologie und Kinderurologie, und Privatdozent Dr. Bernd Gagel, Chefarzt der Klinik für Strahlenmedizin, dessen Vortrag „vor dem Hintergrund der Ängste nach Fukushima“ besondere Bedeutung gewinne. Veranstalter waren neben der Kliniken AG die AOK, der ambulante Hospiz- und Palliativberatungsdienst, die Volkshochschule und das Medienhaus „Der neue Tag“. Fettes Essen ein Risiko
Chefarzt Dr. Albert Rossmann sprach über das Mammakarzinom, die häufigste Krebsart bei Frauen. 50 000 bis 60 000 Neuerkrankungen gebe es deutschlandweit jährlich. Das Risiko zu erkranken, steige mit dem Alter, familiärer Belastung oder genetischer Vorbelastung. Auch Hormonbelastung und die „Western-Style-Diät“ (fett- und kohlehydratreiches Essen) erhöhe das Risiko. Entgegen landläufiger Meinung steigere die Einnahme der „Pille“ das Brustkrebsrisiko nur leicht. Nach Absetzen gehe es schnell ganz zurück.
Dank verbesserter Vorsorge, Diagnostik und Therapie sowie zertifizierter Brustzentren wie dem Klinikum Weiden sei die Sterberate erheblich zurückgegangen, sagte Dr. Rossmann. Je eher ein Karzinom erkannt werde, desto größer seien die Heilungschancen. Seit 50- bis 69-Jährige alle zwei Jahre zum Screening geladen werden, sei die Sterblichkeitsrate um 30 Prozent gesunken. „Wenn alle Frauen kommen würden, sänke sie um 40 Prozent“, so Dr. Rossmann. Bei bösartigem Karzinom komme eine Operation, Chemotherapie oder Strahlentherapie in Frage. Zu 80 Prozent werde am Klinikum brusterhaltend operiert, bei unter zwei Zentimeter großen Karzinomen sogar zu 95 Prozent. Brustkrebs sei also nicht mehr das „Damokles-Schwert“, stellte Dr. Kreutzer fest, sondern es gebe gute Aussichten auf Heilung. Rückfall-Risiko mindern Chefarzt Prof. Dr. Theodor Klotz versuchte, nach Erklärung von Lage und Funktion der Prostata, den Männern die Angst vor der Vorsorgeuntersuchung zu nehmen. Wie beim Brustkrebs sei auch beim Prostatakarzinom frühzeitiges Erkennen das Wichtigste. 125 bis 150 Neuerkrankungen gebe es in der nördlichen Oberpfalz jährlich. Durch Tastuntersuchung und durch Ermittlung des PSA-Werts könne der Krebs erkannt werden. Neben einer Radikal-Operation gebe es mehrere Möglichkeiten zur Therapie. Bestrahlungen von innen und außen seien möglich, ebenso Hormongaben. Häufige Folgen einer Operation seien Inkontinenz und Impotenz, jedoch seien die Heilungschancen mit 80 Prozent nach einer OP sehr gut, so Prof. Klotz. „Gezielt und gut dosiert eingesetzt“ sei mit Strahlen Behandlung und sogar Heilung möglich, berichtete Privatdozent Dr. Bernd Gagel. In der Klinik für Strahlenmedizin werde dies mittels eines Linearbeschleunigers praktiziert, der Röntgenstrahlen mit sehr hoher Energie erzeuge. Heute sei es möglich, diese sehr gezielt einzusetzen. Nach Brustkrebs sei der Einsatz meist unbedingt erforderlich, da dieser wiederkehren könne. Dieses Risiko werde durch Bestrahlung um 70 bis 80 Prozent gemindert. Auch beim Prostatakarzinom komme es oft zu Mikro-Metastasen. Auch hier könne das Risiko der Wiederkehr bis zu 40 Prozent gemindert werden. Brust- und Prostatakrebs war das Thema der vierten Gesundheitsveranstaltung des Fördervereins für Schwerkranke. Über 150 Interessierte hörten die Vorträge der drei Experten. Bild: Czichon
|